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Juni 2019 - Rus, der Eichenveteran bei Rogalin / Polen
Der Star der größten Eichenansammlung Europas
oder
Polen benannte Bäume
In der Wartheaue südlich Poznan / Posen bei Rogalin gibt es in Schloßnähe einen schönen Park mit zahlreichen besonderen Alteichen. Sie tragen Namen wie Edward, Lech, Czech oder eben Rus. Die drei letztgenannten stehen a la Ivenack in unserem Land sogar zusammen im lockeren Bestand, mit einem kleinen Zäunchen umgeben. Für den Schloßpark Rogalin muß man Eintritt bezahlen, für die Alteichen nicht. Also sehr leicht zu erreichen, sie werden häufig von ganzen Busladungen besucht. Die drei Eichen haben sehr unterschiedliche Zustände, der fotogene Czech ist abgestorben, von Lech ist der halbe Stamm abgespalten und verwittert, der verbleibende Ast ist schlangenartig auf Stützen gehalten. Rus dagegen ist, obwohl komplett hohl, noch austreibend und mit einem Astbestand, den man noch als vitale Restkrone bezeichnen kann. Gemessen habe ich 972 cm Stammumfang.
Damit ist "Rus" die viertstärkste lebende Eiche in Polen. Neben Monumental Trees gibt es noch ein polnisches Verzeichnis Polish Monumental Trees Register- englische Version- , indem die alten Bäume Polens verzeichnet sind. Das hat mir auch bei dem Besuch der Baumveteranen Südpolens im Mai 2019 interessante Baumbegegnungen ermöglicht.
- rechts im Bild Lech mit gespaltenem Stamm, mittig Lech und hinten verdeckt steht Rus -
Rus ist sowas wie ein Leuchtturm bei den alten Bäumen an der Warthe bei Rogalin. Es soll nach offiziellen Zählungen 1450 bemerkenswerte Bäume in der Wartheaue geben. Diese Zahl habe ich von Krzrystof Borkowski, der als " Pabst " der Altbäume in Polen gilt und zahlreiche Publikationen dazu herausgegeben hat.
- links Rus, mittig eine namenlose 650 cm starke Eiche, rechts hinten der Torso von Lech -
Es gibt natürlich sehr unterschiedliche Altersangaben zu Rus, die meisten Dendrologen geben ihr ein Alter von ca. 600 Jahren. Das halte ich auch für realistisch.
Wird noch ein Beweis für die Austrahlung der Eichen bei Rogalin benötigt ? Die Deutsche Dendrologische Gesellschaft hat zum gleichen Zeitpunkt meines Aufenthaltes im Nachbarland eine Baumtour in Südpolen durchgeführt. Zu Abschluß ihrer Exkursion waren sie am gleichen Tag dort, ich war vormittags dort, die Gruppe nachmittags. Natürlich habe ich die Gruppe getroffen, schließlich bin ich ja auch im DDG und kenne einige Baumfreunde und die Organisatoren dort recht gut. Wir trafen uns in Lomnitz im Schlosspark und vier Tage später noch mal im Arboretum in Kornik, hier gleich um die Ecke.
Klar, da kommt die Frage auf, warum ich nicht gleich mit der DDG-Gruppe angereist bin. Als Beleg ein Bild von einer stattlichen Rotbuche mit auffälligem Wurzwerk bei Burg Fürstenstein 200 km weiter südlich mit Cousine / Cousin. Wir drei und meine Partnerin waren zusammen am Zobtenberg in Schlesien unterwegs ,um die Wurzeln und Wohnstätten unserer Mütter zu besuchen.
Ich war bestimmt nicht das letzte Mal in Polen unterwegs zu alten Bäumen !